Veranstaltungshinweis: „The Look of Silence“, 13. Februar in Berlin

Watch Indonesia! und das Institut für Asien- und Afrikawissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin veranstalten am Freitag, den 13. Februar 2015, 18.00-21.00 Uhr eine Filmvorführung „The Look of Silence“ mit anschließender Diskussion mit dem Regisseur Joshua Oppenheimer im Ernst-Reuter-Saal der Humboldt-Universität, Universitätsgebäude am Hegelplatz, Dorotheenstraße 24, 10117 Berlin.

Nach seinem Erfolg mit dem Dokumentarfilm „The Act of Killing“ stellt der Regisseur Joshua Oppenheimer nun sein neuestes Werk „The Look of Silence“ auf der diesjährigen Berlinale vor. Er widmet sich dabei erneut den Auseinandersetzungen mit den Massakern von 1965 in der heutigen indonesischen Gesellschaft. In „The Look of Silence“ (Gewinner des Grand Jury Prize auf dem Venedig Filmfestival 2014), schildert Joshua Oppenheimer das Schicksal einer Familie von Überlebenden, die herausfindet, dass ihr Sohn während der Massaker des Jahres 1965 ermordet wurde. Adi, der jüngste Bruder des Opfers, begibt sich auf die Suche nach der Identität der Mörder. Er ist fest entschlossen, den Bann des Schweigens und die Spirale der Angst unter den Überlebenden zu durchbrechen. Schließlich konfrontiert Adi die Mörder seines Bruders mit ihren Taten. Bis heute erscheint es unvorstellbar, dass die Verantwortlichen dieser Verbrechen teilweise noch immer bedeutende Positionen in Wirtschaft und Politik einnehmen.

Der Eintritt ist frei; um Spenden wird gebeten.
Anmeldung unter: basilisa@watchindonesia.org

Lestari

Lestari

Ein persönlicher Nachruf von Anett Keller, der Herausgeberin von „Indonesien 1965ff.“:

„Sie gehört zu den Menschen, die mich zu diesem Buch inspiriert haben. Lestari war eine der Überlebenden des antikommunistischen Massakers von 1965, die ich interviewt habe. Ausführlich hat sie aus ihrem Leben erzählt: Voll Stolz über ihr Engagement bei der linken Frauenorganisation Gerwani, voll Trauer vom Verlust ihres Kindes während der Flucht vor Suhartos Schergen. 2011 traf ich sie zum ersten Mal und habe sie seitdem mehrmals in Jakarta besucht: Eine kleine Frau mit vielen Runzeln im Gesicht und hellwachen Augen; mit weichen Händen, aber einem kraftvollen Händedruck; mit einem vom Alter gebeugten Rücken, aber einer ungebeugten Haltung. Wenn sie etwas erheiterte, lachte sie immer mit einem glucksenden Lachen und einem Blick, als habe sie gerade etwas ausgeheckt. Bei Treffen der Überlebenden sang sie aus vollem Halse die alten Kampflieder. Zurück nach Ostjava wollte sie, mit den Leuten auf der Straße reden, darüber, was Demokratie wirklich bedeute. Denn „eine Hoffnung“, so sagte sie häufig, „die hat sich noch nicht erfüllt“. Lestari starb, 83jährig, am 28. Dezember 2014. Sie steht stellvertretend für die vielen Opfer des Suharto-Regimes, die für Gerechtigkeit kämpfen – bis zuletzt.“

1965 Tribunal

Wie im letzten Beitrag angesprochen, wurde das „International People’s Tribunal 1965“, eine zivilgesellschaftliche Initiative zur Aufarbeitung der Kommunistenverfolgung in Indonesien in den 1960er Jahren im Dezember offiziell vorgestellt. Das Tribunal soll im November 2015 in Den Haag stattfinden und möchte nicht nur Überlebenden ein Forum bieten, um das ihnen widerfahrene Unrecht öffentlich zu machen, sondern auch eine Debatte über die Kultur der Straflosigkeit anstoßen und schließlich den indonesischen Staat dazu drängen, eine offizielle Aufarbeitung der Verbrechen nach dem 1. Oktober 1965 einzuleiten.

Die Projektwebsite (Englisch/Bahasa Indonesia) informiert über die Hintergründe und aktuelle Aktivitäten der Initiative, die sich aus Opfern und Angehörigen sowie Wissenschaftler_innen, Jurist_innen und Künstler_innen aus Indonesien und anderen Ländern zusammensetzt.

Nähere Informationen zum Tribunal auf Deutsch finden sich im Artikel „Späte Hoffnung auf Gerechtigkeit“ von Anett Keller, erschienen in der taz am 18. Dezember 2014.

The Act of Killing

Der mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnete Dokumentarfilm „The Act of Killing“ brachte erstmals die Täter von 1965 vor die Kamera und erregte damit viel Aufsehen. „Was in Indonesien passiert ist, ist eine Metapher für Straflosigkeit überall auf der Welt, mein eigenes Land eingeschlossen.“, sagt der US-amerikanische Regisseur Joshua Oppenheimer im Interview mit „Indonesien 1965ff.“- Herausgeberin Anett Keller (Spiegel Online, 16. Februar 2013).
„The Act of Killing“ ist nicht der einzige Film, der sich mit den Geschehnissen von 1965 und ihrer Aufarbeitung beschäftigt. Wie indonesische und internationale Filmemacher sich dem Thema widmen: http://www.asienhaus.de/fileadmin/uploads/soai/Zeitschrift_SOA/2013/2013-4/SOA_2013-4_Keller.pdf.

49 Jahre danach

Heute vor 49 Jahren begann eines der finstersten Kapitel der indonesischen Geschichte. Nach einem gescheiterten Putschversuch linksgerichteter Militärs riss General Suharto die Macht an sich. Seine Schergen verfolgten jeden, der des Kommunismus verdächtig war. Rund eine Million Menschen wurden ermordet, weitere Hunderttausende jahrelang inhaftiert. So wie Lestari, die noch heute auf ihre Rehabilitierung wartet… In ihrem am 18. April 2012 in der taz erschienen Artikel “Frau L. will wieder reden” gewährt Anett Keller einen kurzen, aber eindringlichen Einblick in das Leben einer Überlebenden.